Brügger-Konzept der Funktionsstörungen des Bewegungssystems

1955 entdeckte Dr. med. A. Brügger, dass zentralnervöse Schutzreaktionen die Ursache von schmerzhaften
Bewegungsstörungen sein können. Er begann ein Therapiekonzept zu entwickeln, das später von R. Boner
und C.- M. Rock aktualisiert und weiterentwickelt wurde.

Ziele
– Störfaktoren beseitigen, Fehlhaltungen korrigieren, Bewegungsprogramme verbessern
– Falls Störfaktoren nicht zu beseitigen sind: Kompensationsprogramme erarbeiten
– Chronifizierung von Schmerzzuständen vorbeugen
– Therapieergebnisse durch ADL-Übungen und funktionelles Körpertraining stabilisieren
– Systematische Aktivitäts- und Belastungssteigerung im Alltag
– Aktives Schmerzmanagement
(…)

Grundlagen
Nach Brügger gehen die meisten Erkrankungen des Bewegungssystems primär nicht
auf strukturelle Schäden zurück, sondern auf zentralnervöse Schutzmechanismen des Gehirns.
(…) Bei chronischen Fehlbelastungen entstehen zuerst funktionelle Störungen im
Bewegungssystem. Später können sich aus den nicht beseitigten Funktionsstörungen
Strukturveränderungen entwickeln. Dies kann umgangen werden, wenn das Bewegungssystem
(…) optimal eingesetzt wird. Diese Anforderung kann nur durch eine physiologisch-dynamische
Körperhaltung in Verbindung mit einem ausgeglichenen Bewegungsverhalten erfüllt werden.
(…)

Aktive Physiotherapie nach Brügger
– Stimuliert körpereigene (intrinsische) schmerzhemmende Modulationsmechanismen.
– Reduziert den nozizeptiven Input durch physiologische Belastung des Körpers.
– Hilft, ein erworbenes negatives Schmerzgedächtnis durch ein neues, dominantes,
adaptives therapeutisches Gedächtnis an den Synapsen zu überlagern bzw. zu löschen.
– Lenkt vom Schmerz ab durch Konzentration auf eine neue Bewegung.
– Reduziert die Angst vor der Bewegung und das damit verbundene Vermeidungsverhalten
durch das Aufzeigen neuer schmerzfreier bzw. schmerzreduzierter Lösungswege.
– Motiviert zur Verhaltensänderung durch verbesserte Eigenkompetenz.
– Gibt individuell gezielte Anleitungen zu Eigentherapiemöglichkeiten zur Steigerung
der Selbstwirksamkeitserfahrung.
– Fördert die Unabhängigkeit und das Selbstvertrauen.“

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Textauszüge aus ‚Leitfaden Physiotherapie‘, 7. Auflage (2017),
S.165 ff, Carmen-Manuela Rock
Mit freundlicher Genehmigung des Elsevier GmbH-Verlages München
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